etcetera #99 - Lesung mit Luftballons und Lampenfieber
- tinapfeifer
- 1. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Okt.

Wie mir bei 42 Grad noch heißer wurde
Es war Mitte August, triefend von Meerwasser und Schweiß floh ich aus der türkischen Mittagshitze in mein Zimmerchen. Die Zikaden brüllten mich energiegeladen an, als ich – wie erschlagen von der Wärme – durch die Hotelanlage schlurfte. Jeder Schritt fühlte sich bei fast 42 Grad an wie eine sportliche Höchstleistung. Woher nur nehmen die Zikaden diese Wahnsinnskraft, fragte ich mich, als ich mich, schlapp wie ein Handtuch, direkt unter den kühlen Luftzug der Klimaanlage auf das Bett fallen ließ. Ping!, dröhnte es aus meiner Badetasche. Ich muss Zikaden googeln, dachte ich noch – und dann erstarrte mein Gesicht. Ungläubig sah ich auf mein Handydisplay und zoomte die Schrift sicherheitshalber auf seniorenwürdige Größe heran. Aber ich hatte mich nicht verlesen: Das Literaturmagazin etcetera akzeptierte meinen Beitrag für die Ausgabe 99!
Vor lauter Freude vergaß ich die Hitze und meine Erschöpfung, sprintete mit Zikadenpower zurück zum Strand und stürzte mich kopfüber ins Wasser – die Fische haben sich vermutlich sehr über meine Jubelschreie gewundert. Höchstwahrscheinlich fragten sich auch die anderen Badegäste, was mit der Blondine los ist, die da wie ein Delphin auf Ecstasy durch das Wasser springt. Aber das war mir in diesem Moment der absoluten Freude herzlich egal. Im Frühjahr hatte ich beschlossen, endlich mein Schreiben so richtig ernst zu nehmen – und deshalb auch bei einigen Wettbewerben Texte eingereicht. Und es kam wie es kommen musste: Es trudelte eine Absage nach der anderen ein. Aber da war sie nun: die erste Zusage! Der erste Erfolg! Der erste kleine strahlende Stern in einer langen, dunklen Nacht. (Übrigens: Wie es mir bei Absagen geht und wie ich damit umgehe, erzähle ich ein andermal!)
Einladung zur Heftpräsentation und eine schlechte Idee
Nach meiner Delphin-Aktion schrieb ich sofort zurück, dass ich mich sehr freue und selbstverständlich herzlich gerne zur Heftpräsentation nach St. Pölten komme. Und dann wurde meine Vorfreude gleich noch einmal größer: Ich wurde nämlich gefragt, ob ich meinen Text bei der Heftpräsentation vorlesen würde. Was für eine Frage – nur zu gerne! Schließlich bin ich ausgebildete Sprecherin und lese meine Texte schon seit Jahren in meinen Kurzgeschichten-Podcast. Also sagte ich selbstbewusst zu und gönnte mir bei 42 Grad zwei Aperol Sprizz – was ich definitiv nicht weiterempfehle.
Die Präsentation des Literaturmagazins etcetera #99
Am 28. August 2025 war es endlich so weit: Ich fuhr mit dem Zug nach St. Pölten, wo in der Alten Musikschule die Heftpräsentation stattfand. Zur mentalen Stärkung kam meine beste Freundin mit. Wir neigen beide zu Überpünktlichkeit – also waren wir natürlich die ersten Gäste. Aber das war kein Problem, denn hinter der Alten Musikschule befindet sich ein wunderschöner Park mit Springbrunnen (siehe Foto - kannst du meine Anspannung im Gesicht erkennen?), wo sich ganz wunderbar die angespannten Nerven etwas beruhigen ließen.
Das Thema von etcetera #99 lautete: „Luftballons – mehr als heiße Luft“– eine charmante Anspielung auf den Nena-Song. Im prachtvollen Veranstaltungssaal kugelten daher zahlreiche Luftballons (ob es 99 waren??) – sehr fröhlich und stimmungsvoll; und natürlich wäre es schön gewesen, davon ein Foto zu haben. Tja, hätte. In meiner Aufregung dachte ich vor der Präsentation leider gar nicht daran ein Foto zu machen – und danach war bereits alles aufgeräumt.
Lampenfieber und Lesefreude – meine Lesung bei etcetera #99
Der spätsommerliche Abend war warm (heiße Luft auf allen Ebenen!), der Saal fast voll, und ich muss zugeben: Ich war ziemlich aufgeregt. Drei Texte aus dem Heft wurden vorgelesen, dazwischen sorgten musikalische Einlagen für kleine Pausen zum Luftholen. Ich war als letzte dran – also nutzte ich die Zeit, um mich mit Atemübungen etwas zu beruhigen. (4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden Atem halten, 4 Sekunden ausatmen) Das klappte eigentlich ganz gut – trotzdem raste mein Herz, als ich die Bühne betrat! Schließlich bin ich es gewohnt, meine Geschichten allein zu Hause in ein Mikrofon zu sprechen – Reaktionen bekomme ich bestenfalls zeitverzögert per E-Mail oder über Instagram. Nun saßen mir gut 50 Personen gegenüber. Mein Herz schlug noch heftiger ... Aber kaum hatte ich die ersten Sätze gelesen, spürte ich, dass das Publikum voll bei mir war. Ich entspannte mich sofort, konzentrierte mich voll und ganz auf die Geschichte, fühlte jedes Wort und genoss das Lesen – und diese Freude übertrug sich spürbar auf die Zuhörenden. Das angespannte Zuhören, das erleichterte Auflachen – ein echtes Geschenk für jede Autorin.
Zum Abschluss des literarischen Programms gab es ein Interview mit dem Schriftsteller Simon Konttas, der über seinen neuen Sonett-Band sprach. Danach ging es hinaus auf den Balkon, wo ein liebevoll vorbereitetes Buffet auf uns wartete – und durch das ganze Adrenalin war ich entsprechend hungrig! Die Aussicht war traumhaft, der Sommerabend immer noch lau, und mit angeregten Gesprächen und ausgelassenem Lachen klang der Abend perfekt aus.
Warum Live-Lesungen unbezahlbar sind
Am Ende des Abends blieb ein wunderbar warmes Gefühl – und das nicht nur aufgrund der hohen spätsommerlichen Temperaturen. Live zu spüren, wie uns Geschichten verbinden und welche Emotionen sie auslösen – das ist unbezahlbar. Und vor allem hat es mich noch mehr darin bestärkt, dass das der Weg ist, den ich gehen möchte. Meine erste Lesung für das Literaturmagazin etcetera war trotz Lampenfiebers eine wunderbare Erfahrung. Ein herzliches Danke an das ganze Team der LitGes St. Pölten für die tolle Organisation der Veranstaltung!
Mehr über mein Leben als Schriftstellerin erfährst du hier, auf meinem Instagram-Account – oder demnächst genau hier, in einem neuen Blogartikel. Deine Tina
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